Die Entscheidung für eine Naturbestattung, insbesondere die Beisetzung einer Urne auf einer sogenannten "grünen Wiese" - sei es in einem Bestattungswald, auf einer Friedhofswiese oder an einem anderen dafür vorgesehenen Ort - wirft oft Fragen zur Dauer und zu den Besonderheiten auf. Während die biologische Verrottung des menschlichen Körpers nach der Einäscherung einer Urne eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, unterscheidet sich die Verweildauer einer Urne auf der grünen Wiese maßgeblich von traditionellen Erdgräbern.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Dauer der Grabnutzung
Die Frage, wie lange eine Urne auf der grünen Wiese verbleibt, hängt primär von den rechtlichen Vorgaben des jeweiligen Ortes und des Bestattungsgesetzes des Bundeslandes ab. Im Gegensatz zu einem klassischen Erdgrab, das oft eine feste Nutzungsdauer von 25 bis 30 Jahren hat, kann die Ruhezeit bei Naturbestattungen variieren. Bei Baumbestattungen in Wäldern wie dem Friedwald oder Ruheforst wird die Urne in der Regel an der Wurzel eines Baumes beigesetzt. Hier gibt es oft keine feste "Nutzungsdauer" im herkömmlichen Sinne für die einzelne Urne, sondern die Natur übernimmt die Auflösung über einen längeren Zeitraum. Die Baumkonzessionen können jedoch unterschiedlich lang sein, oft werden Laufzeiten von 50 bis 99 Jahren für die Nutzung der Baumstandorte vereinbart. Diese lange Dauer spiegelt die Idee wider, dass die Bestattung Teil des natürlichen Kreislaufs wird und der Baum als Symbol der Ewigkeit dient.
Die biologische Zersetzung und das Material der Urne
Das Material, aus dem die Urne gefertigt ist, spielt eine entscheidende Rolle für die Geschwindigkeit ihrer Zersetzung. Bei Naturbestattungen werden ausschließlich biologisch abbaubare Urnen verwendet. Diese sind in der Regel aus Materialien wie Zellulose, Ton, Lehm oder Sägespänen gefertigt. Im Gegensatz zu herkömmlichen, oft aus Metall oder Keramik bestehenden Urnen, die eine sehr lange Haltbarkeit aufweisen, zerfallen diese speziellen Urnen relativ schnell im Erdreich. Nach der Beisetzung beginnt der natürliche Zersetzungsprozess. Die Urne löst sich über Monate oder wenige Jahre hinweg auf, und die Asche verbindet sich mit dem Erdreich. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu einem Erdgrab, wo die Urne selbst über Jahrzehnte hinweg intakt bleiben kann und die Grabpflege eine ständige Aufgabe darstellt.
Unterschiede zur traditionellen Erdgrabstätte
Der Hauptunterschied zwischen einer Urne auf der grünen Wiese und einer klassischen Erdgrabstätte liegt in der Pflegeintensität und der Form der Bestattung. Ein Erdgrab erfordert regelmäßige Pflege, sei es durch Angehörige oder durch eine Friedhofsgärtnerei. Grabsteine, Bepflanzungen und Einfassungen bleiben über die gesamte Nutzungsdauer erhalten. Bei einer Naturbestattung auf der grünen Wiese entfällt diese Form der Grabpflege weitgehend. Der Ort der Beisetzung wird naturbelassen. Die Urne zerfällt, und die Asche wird Teil des natürlichen Ökosystems. Statt eines Grabsteins markieren oft natürliche Elemente wie ein Baum, ein Findling oder eine kleine Plakette am Baum den Bestattungsort. Dies minimiert den Aufwand für die Hinterbliebenen und betont die Idee der Rückkehr in die Natur.
Beispiele für Bestattungsarten auf der grünen Wiese
Die "grüne Wiese" als Bestattungsort ist ein Sammelbegriff, der verschiedene Formen der Naturbestattung umfasst. Die bekanntesten sind:
- Baumbestattung: Die Urne wird an der Wurzel eines ausgewählten Baumes in einem Bestattungswald oder auf einer dafür vorgesehenen Fläche beigesetzt. Beispiele hierfür sind der Friedwald oder RuheForst. Die Dauer der Ruhezeit ist hier oft an die Konzession des Waldes gebunden.
- Bestattung auf einer Wiese: Auf ausgewiesenen Friedhofswiesen können Urnen beigesetzt werden. Auch hier sind die Nutzungszeiten meist langfristig angelegt, um den natürlichen Charakter zu wahren.
- Alpenwiesen- oder Seebestattung: Obwohl keine klassische "grüne Wiese" im Wald, zählen auch diese Formen zur Naturbestattung, bei denen die Urne in der Natur aufgelöst wird.
Faktoren, die die Zersetzung beeinflussen
Die Geschwindigkeit, mit der eine biologisch abbaubare Urne zerfällt, kann von verschiedenen Umweltfaktoren beeinflusst werden. Die Bodenbeschaffenheit spielt eine Rolle: feuchte, lockere Böden fördern die Zersetzung eher als trockene, lehmige Böden. Auch die Aktivität von Mikroorganismen im Erdreich trägt zur Auflösung des Urnenmaterials bei. Obwohl die genaue Zeitspanne individuell variieren kann, ist bei biologisch abbaubaren Urnen davon auszugehen, dass sie innerhalb weniger Monate bis zu zwei Jahren vollständig zerfallen. Die eigentliche Frage, wie lange eine Urne "bleibt", bezieht sich also weniger auf die physische Anwesenheit der Urne selbst, sondern vielmehr auf die Dauer der Grabruhe oder der Nutzungsrechte für den Bestattungsort. Diese sind in der Regel deutlich länger und orientieren sich an der natürlichen Gegebenheit des Ortes und den gesetzlichen Bestimmungen.